Kleine Diamantenkunde
Als Goldschmiedin lege ich großen Wert darauf, die Herkunft und Entstehung eines Diamanten zu kennen, da diese Informationen nicht nur die Qualität eines Schmuckstücks beeinflussen, sondern auch meine ethischen und nachhaltigen Standards widerspiegeln. Durch die Auswahl von Diamanten aus ethisch verantwortlichen Quellen trage ich dazu bei, positive Veränderungen in der Schmuckbranche zu fördern und meinen Kunden Schmuck anzubieten, der frei von Konflikten ist.
Die Herkunft eines Diamanten beeinflusst auch seine Einzigartigkeit und Seltenheit. Diamanten aus verschiedenen Regionen können unterschiedliche Merkmale aufweisen, sei es in der Farbe, im Schliff oder in seiner Reinheit. Dieses Wissen ermöglicht es mir, einzigartige Schmuckstücke zu kreieren, die nicht nur ästhetisch ansprechend sind, sondern auch eine besondere Geschichte erzählen. Kunden schätzen zunehmend die Transparenz bezüglich der Herkunft ihrer Diamanten, und ich als Goldschmiedin freue mich, diese Informationen mit euch teilen zu können.
Insgesamt betrachte ich die Herkunft und Entstehung eines Diamanten als integralen Bestandteil meines handwerklichen Prozesses, da sie nicht nur die äußere Schönheit, sondern auch die innere Bedeutung eines Schmuckstücks beeinflussen.
Entstehung:
Diamanten entstehen tief in der Erde, etwa 150 bis 250 Kilometer unter der Oberfläche, unter extremen Bedingungen von hohem Druck (bis zu 725.000 Pfund pro Quadratzoll) und hoher Temperatur (mehrere tausend Grad Celsius). Kohlenstoffverbindungen, vor allem Kohlendioxid, werden unter diesen Bedingungen zu Diamanten umgeformt. Diese Prozesse dauern Millionen bis Milliarden von Jahren. Diamanten steigen zur Erdoberfläche auf, indem sie durch vulkanische Aktivität in sogenannten Kimberlit-Röhren transportiert werden. Dort kühlen sie ab und kristallisieren, wobei sie Einschlüsse oder Unreinheiten einschließen, die die Farbe und Reinheit des Diamanten beeinflussen.
Die 4 C's
Die anhaltende Beliebtheit von Diamanten für Eheringe und Verlobungsringe beruht nicht nur auf der Schönheit, sonder auch auf den einzigartigen Eigenschaften dieses Edelsteins. Obwohl Schönheit bekanntlich subjektiv ist, gibt es dennoch klassische Kriterien, die als 4C bekannt sind und die Beurteilung eines Diamanten beeinflussen. Diese Merkmale, bestehend aus Carat (Karat), Cut (Schliff), Color (Farbe) und Clarity (Reinheit), spielen eine entscheidende Rolle bei der Auswahl und Bewertung von Diamanten.
Carat (Karatgewicht):
Karat bezieht sich immer auf das Gewicht des Diamanten. Ein Karat entspricht 0,2 Gramm, wobei 100 Punkte ein Carat ergeben. Die Angabe von Karat bei Diamanten ermöglicht einen einfachen Vergleich der Größe zwischen verschiedenen Diamanten. Bei identischem Schliff und Gewicht haben Diamanten mit mehr Karat eine größere sichtbare Präsenz. Das Karatgewicht beeinflusst neben der Grösse auch den finanziellen Wert eines Diamanten erheblich. In der Regel steigt der Preis mit zunehmendem Karatgewicht, vorausgesetzt, alle anderen Qualitätsmerkmale bleiben konstant.
Color (Farbe):
Diamanten präsentieren sich in einer breiten Vielfalt von Farbnuancen, darunter Gelb, Rot, Grün, Blau, Braun und Schwarz. Die überwältigende Mehrheit besteht jedoch aus farblosen oder nahezu farblosen Edelsteinen. Das GIA (Gemological Institute of America) hat eine international anerkannte Bewertungsskala für diese Diamanten entwickelt, die von der höchsten Qualität, Farbe D, bis zum erkennbar getönten Farbton Z reicht. Diese Buchstaben werden grob in sechs Gruppen unterteilt: Hochfeines Weiß (D und E), Feines Weiß (F und G), Weiß (H), Leicht getöntes Weiß (I und J), Getöntes Weiß (K und L); die verbleibenden Stufen bis Z werden als "getönt" bezeichnet.
Völlig unterschiedliche Bewertungskriterien kommen bei farbigen Diamanten, auch als Fancy Diamonds bekannt, zum Einsatz. Bei diesen außerordentlich seltenen Edelsteinen – nur einer von 100.000 Diamanten ist ein Fancy Diamond – steht eine lebendige Farbgebung im Mittelpunkt der Beurteilung. Besonders begehrt sind intensive Farbtöne wie ein kräftiges Kanariengelb, ein tiefes Blau oder ein leuchtendes Pink.
Die ursprünglichen Bezeichnungen, auch als Old Terms bekannt, wurden mittlerweile durch die GIA-Nomenklatur ersetzt, doch gelegentlich kann man sie noch vereinzelt finden.
D-E hochfeines Weiß (River)
F-G feines Weiß (Top Wesselton)
H Weiß (Wesselton)
I-J leicht getöntes Weiß (Top Crystal bzw Crystal)
K-L getöntes Weiß (Top Cape)
Clarity (Reinheit):
Als international anerkannter Standard gilt das Graduierungssystem zur Reinheit, entwickelt vom GIA (Gemological Institute of America). Bei der Bewertung werden Größe, Art, Position, Farbe und Anzahl der Einschlüsse berücksichtigt.
Die Clarity-Skala erstreckt sich von den höchsten Kategorien FL (flawless, lupenrein) und IF (internally flawless, lupenrein) über VVS1 und VVS2 (very very small inclusions, sehr, sehr kleine Einschlüsse), VS1 und VS2 (very small inclusions, sehr kleine Einschlüsse), bis zu SI1 und SI2 (small inclusions, kleine Einschlüsse), und schließlich I1, I2 und I3 (inclusions, Einschlüsse), bei denen deutliche Unreinheiten selbst mit bloßem Auge erkennbar sind.
Der Großteil der Diamanten fällt in die Klassen VS und SI. Höhere Qualitätsstufen, wie FL und IF, sind äußerst selten und entsprechend kostspielig. Dies unterstreicht die Bedeutung der Reinheitsbewertung bei der Bestimmung der Qualität und des Werts von Diamanten.
Cut (Schliff):
Der Schliff (Cut) eines Diamanten ist von entscheidender Bedeutung und beeinflusst maßgeblich seine Brillanz und visuelle Anziehungskraft. Ein präziser Schliff ermöglicht es einem Diamanten, Licht optimal zu reflektieren und zu brechen, was zu seinem charakteristischen Funkeln führt. Der Cut bezieht sich auf die Anordnung der Facetten, ihrer Symmetrie und ihrer Proportionen. Ein exzellenter Schliff resultiert in einer perfekten Balance, während ein schlechter Schliff zu Lichtverlust und einer weniger beeindruckenden Erscheinung führen kann. Diamanten werden in verschiedene Schliffarten unterteilt, darunter der Brillantschliff, der Prinzessinschliff, der Smaragdschliff und viele mehr, von denen jeder eine einzigartige ästhetische Wirkung erzeugt. Die GIA (Gemological Institute of America) bewertet den Schliff anhand von fünf Kriterien: Excellent, Very Good, Good, Fair und Poor. Ein Diamant mit einem exzellenten Schliff weist die höchste Qualität auf. Ein guter Schliff kann sogar Unvollkommenheiten in anderen Bereichen, wie Farbe und Reinheit, kompensieren und zu einem insgesamt ansprechenden Erscheinungsbild führen. Die Fähigkeit eines Diamanten, Licht zu reflektieren, wird als Feuer bezeichnet, und ein guter Schliff maximiert dieses beeindruckende Farbspiel. Die Wahl des Schliffs hängt oft von persönlichen Vorlieben ab, wobei einige die klassische Brillanz bevorzugen, während andere von moderneren Schliffarten angezogen werden. Ein erfahrener Diamantschleifer kann durch sorgfältiges Handwerk und Präzision das volle Potenzial eines Rohdiamanten entfalten und einen Schliff liefern, der die Schönheit des Edelsteins optimal zur Geltung bringt.
Generell bevorzuge ich Diamanten, die durch ethischen Bergbau oder recycelte Quellen gewonnen wurden. Recycling ermöglicht es, bereits existierende Diamanten wiederzuverwenden, wodurch der Bedarf an neu abgebauten Steinen reduziert wird. Dieser Ansatz trägt zu einer nachhaltigeren Praxis in der Schmuckindustrie bei.
Zusätzlich arbeite ich eng mit meinen Lieferanten zusammen, um sicherzustellen, dass sie den Kimberley-Prozess unterstützen, der den Handel mit Konfliktdiamanten einschränkt. Durch regelmäßige Überprüfung und Zertifizierung kann ich sicherstellen, dass die Diamanten, die ich verwende, ethischen Standards entsprechen.
Ein bewusster Umgang mit Ressourcen ist ein weiterer ethischer Aspekt meiner Arbeit. Ich versuche, Materialverschwendung zu minimieren und recycelte Edelmetalle zu verwenden, um die ökologischen Auswirkungen meiner Schmuckproduktion zu reduzieren.
Darüber hinaus informiere ich meine Kunden über die Herkunft ihrer Diamanten und erkläre, warum ethische Überlegungen so wichtig sind. Dies fördert ein Bewusstsein für nachhaltige Praktiken und ermöglicht es meinen Kunden, eine informierte Entscheidung zu treffen.
Insgesamt ist die Integration ethischer Überlegungen in meinen Goldschmiede-Prozess nicht nur eine berufliche Verpflichtung, sondern auch eine persönliche Überzeugung, die dazu beiträgt, die Schmuckindustrie positiv zu beeinflussen.
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